Ein Spiegel-Artikel hat in Frankreich Ueberraschung ausgelöst. 

Die Politik des französischen Staatsoberhauptes, die in Frankreich nach wie vor wenig populär ist, wird von unseren deutschen Nachbarn bewundert. Diesmal ist es die einflussreiche Hamburger Wochenzeitung Der Spiegel , die sich nicht scheut, provokativ zu titeln: "Frankreich - das bessere Deutschland". Eine 180-Grad-Wende, wie der Journalist Michael Sauga selbst einräumt.

"Emmanuel Macron wurde in letzter Zeit von den deutschen Leitartiklern nicht verschont", betont er gleich zu Beginn. Weder in letzter Zeit noch in den Jahren zuvor. Bereits 2017 hatte der damals noch junge Staatschef der Zeitung ein Interview mit der Überschrift "Ich bin nicht arrogant" gegeben. Die schwierige Wiederwahl im Jahr 2022, der Verlust der Mehrheit in der Nationalversammlung und die konfliktträchtige Rentenreform ließen den Stern des europäischen Führers, auf den viele Pro-Europäer große (zu große?) Hoffnungen gesetzt hatten, verblassen.

Wenn man sich jedoch auf die wichtigsten Wirtschaftsindikatoren konzentriert, ändert sich die Bilanz radikal, so der Journalist, der unter anderem die Prognosen des IWF zitiert, wonach das Wachstum des Landes in diesem und im nächsten Jahr im Vergleich zu Deutschland mehr als doppelt so hoch ausfallen wird, die Strompreise mehr als halb so hoch sind und die Wettbewerbsfähigkeit wieder zunimmt, während "Deutschland seit Jahren in der Weltrangliste nach unten rutscht"

Der Grund dafür ist, dass immer mehr Investitionen in Frankreich getätigt werden, auch in Sektoren, die normalerweise von Berlin kontrolliert werden, wie der Automobilbau. Der Autor kommt zu einem eindeutigen Schluss: "Frankreich ist derzeit besser als Deutschland", schreibt er und greift dabei auf eine Analyse des Wirtschaftsprüfungsunternehmens EY zurück.

Eine Umkehrung der Situation, die vor allem auf "eine fatale Mischung aus Arroganz und Selbstgefälligkeit" zurückzuführen ist, so Michael Sauga. Nach den guten Reformerfolgen unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder - der wie der derzeitige Regierungschef Olaf Scholz ein Linker ist - habe Deutschland zu schnell an ewigen Wohlstand geglaubt und sich auf seinen Lorbeeren ausgeruht, meint er.

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